Nationalsozialismus

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Verfolgung und Gedenken

1937 weist Gauleiter Adolf Wagner die bayerischen Polizeipräsidenten an: „Es muss alles versucht werden, um dieses widernatürliche Laster mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auszurotten.” Insgesamt werden im Deutschen Reich zwischen 1933 und 1945 knapp 50.000 Männer wegen Homosexualität verurteilt. Etwa 5000 bis 6000 kommen in ein Konzentrationslager, wo sie einen rosa Winkel tragen müssen.

Ereignisse zwischen 1933 und 1945

Ereignisse aus der (Münchner) LGBTIQ-Chronik zwischen 1933 und 1945:

Mehr zum Thema

“Totgeschlagen – totgeschwiegen. Die homosexuellen Häftlinge im KZ Dachau” von Albert Knoll, herausgegeben vom Forum Queeres Archiv München. Hier bestellen

NS-Verfolgungsopfer und ihre Wohnorte in München

130 Männer konnte Knoll identifizieren, die in München lebten und wegen des §175 inhaftiert wurden. Die Karte zeigt ihre letzten bekannten Adressen. Daneben sind für die meisten weitere Daten vorhanden, wie etwa Geburtstag und -ort, Sterbetag und -ort, Beruf oder Konfession.

Sie machen den Eindrucks eines Querschnitts der Bevölkerung. Unter ihnen befinden sich Schlosser, Kellner, einige Kaufmänner, aber auch ein Opernsänger, der Schauspieler Hugo Kalb-Welle (Factgrid), ein Professor an der TU München (Factgrid, Wikidata) oder Wilhelm von Braun (Wikipedia, Wikidata, Factgrid), einem NSDAP-Mitglied, der im KZ Buchenwald als “prominenter Häftling” geführt wurde.

Details zu einer Person

Wenn du auf einen roten Punkt auf der Karte klickst, öffnet sich ein kleines Fenster - und mit einem Klick auf den Namen kommst du eine Seite mit allen Informationen zur dieser Person.

Eine Tabelle mit biografischen Angaben zu diesen Männern. Nicht alle Informationen sind für alle vorhanden.

Zwei Männer aus dieser Tabelle, Max Ursprung und Rudolf Peters, sind zentrale Figuren im Gedenken an die Verfolgung queerer Personen in München.

  • Rudolf Peters war 1937 der erste aus München stammende Homosexuelle, der im KZ Dachau starb.

  • Max Ursprung: An der Dreimühlenstraße 28 gibt seit 2019 als offizielles Erinnerungszeichen der Stadt München eine Gedenktafel an ihn. Mehr zum Leben des Max Urspung auf der Seite der Erinnerungswerkstatt München.

Flucht

Es ergaben sich interessante Überschneidungen als ich meine Daten, also Personen aus dem Bibliotheksbestand, der LGBTIQ*-Chronik usw., zur queeren Geschichte in Factgrid importierte. Bei fast 40 Personen, die bereits die Information zugeschrieben hatten, dass aus Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus flohen, haben einen Bezug zur queeren Geschichte:

Gedenkorte weltweit

Ab Mitte der 1980er entstanden Gedenkstätten vor allem in Europa, aber auch an Orten wie San Francisco, Sydney oder Montevideo. 22 solcher Gedenkorte sind mittlerweile in Wikidata hinterlegt. Fehlt eine Gedenkstätte? Dann schreib mir eine Mail.

Eine Zeitleiste der Gedenkstätten, häufig mit Bild. Es wird deutlich: Viele nutzen den rosa Winkel als Motiv.

Alle Wikidata-Einträge mit Bezug zur Homosexualität in der Zeit des Nationalsozialismus

Was fehlt

Natürlich gibt es auch nach dieser Aufbereitung Lücken. Sie sind sogar recht eklatant.

Fast ausschließlich handelt es sich um den oben genannten Opfer Männer, auch die Gedenkorte handeln schwerpunktmäßig Männer. Frauen und trans Personen kommen so gut wie überhaupt nicht vor, auch wenn es sie zweifellos auch während der NS-Zeit und als Opfer des Holocausts gegeben hat.

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